Bereichernde Vielfalt

Strukturvielfalt der Landschaft - Ein Qualitätsmerkmal beim Wandern

Wenn wir wandern oder auch anderweitig in der Natur unterwegs sind, fällt uns auf, dass vielfältigere und natürlichere Landschaften unser Wohlbefinden mehr steigern als eintönige oder industriellere Landschaften (wie z. B. sogenannte Agrarwüsten). Bewusst oder unbewusst nehmen wir wahr, dass uns vielfältige Strukturen und abwechslungsreiche Lebensräume wie Wälder mit ausgeprägten Waldrandstrukturen im Wechsel mit Wiesen, Feldern und Hecken, sowie Bächen, Seen, aber auch vereinzelten Gebäuden nachhaltig bereichern.

Warum bereichert uns Vielfalt?

Lass uns zunächst einen genaueren Blick auf die Vielfalt der Natur werfen und verstehen, wie sich diese zusammensetzt...


Pflanzen, Pilze, Bakterien, Tiere, Menschen.
Wir alle leben rund um diesen Erdball in Gemeinschaften und arrangieren uns mit der jeweiligen Lebensumgebung, ihren Lebensbedingungen und den anderen Mitgliedern der jeweiligen Lebensgemeinschaften.
Sehr oft profitieren wir von einander und untereinander. So schafft es die Natur immer wieder, eine sinnvolle Balance zwischen all den unzähligen  Arten und Individuen herzustellen! Somit ist Vielfalt nicht nur eine große Bereicherung, sondern gleichzeitig absolut lebensnotwendig für die Mitglieder der gesamten belebten Welt!


Biodiversität 

ist der Begriff, der die Vielfalt in dieser belebten Welt benennt.
Drei elementare Bereiche bilden den Kern der Biodiversität, nämlich:

Artenvielfalt

(viele unterschiedliche Tier- und Pflanzen-Arten)
genetische Vielfalt
(genetische Unterschiede auch innerhalb einer Art)
Lebensraumvielfalt
(kleine oder größere Bereiche der Erdoberfläche unterschiedlicher Gestalt und unterschiedlichen Charakters, in denen verschiedene Tier- und Pflanzenarten und wir Menschen leben).


Ein Blick in den Bereich der Vielfalt der Pflanzen und Tiere...

Landpflanzen, Wasserpflanzen, Sumpfpflanzen, Ackerpflanzen, Bäume, Farne, Blütenpflanzen, Insekten, Spinnen, Säugetiere, Fische, Krebse, Schnecken, Vögel…

Pflanzen und Tiere im Buchenwald, im Kiefernwald, am Waldrand, auf der Wiese, auf der Weide, auf dem Magerrasen, am Strand, im Sumpf, im Meer, in den Dünen, im See, im Tümpel, auf dem Weg, an Wegrändern, in der Erde, in felsigem Gelände, in der Heide, im Moor, auf dem Acker, in Baumhöhlen, im Bach, in der Flussaue, in Mauern, auf dem Berg, im Tal…


Kreisläufe und Verknüpfungen im Tier- und Pflanzenreich
Die Natur und unsere Landschaften sind unüberschaubar vielfältig! Genauso wie wir Menschen. Damit das Zusammenleben in den unterschiedlichen Lebensräumen und unter den verschiedenen Arten funktioniert, folgt die Natur einem ausgeklügelten System. Ein stetiges Geben und Nehmen ist an der Tagesordnung. Es geht um geboren werden und sterben. Um Symbiose oder Konkurrenz. Um Nahrungsaufnahme und Ausscheidung. Um Produktion und Entsorgung. Um die Erfüllung lebenswichtiger Bedürfnisse. Um Nahrungsangebote und um Schutz und Überleben. Manchmal profitieren Pflanzen, Tiere und / oder Menschen gegenseitig von einander, manchmal profitiert nur einer der Beteiligten und andere „ziehen den Kürzeren“. Doch insgesamt wird in der Natur immer wieder eine Balance hergestellt. Der Mensch verliert diese Verantwortung für Balance gelegentlich aus dem Blick. Das Zusammenleben im Pflanzen- und Tierreich ist jedoch langfristig meist ausgewogen auf beeindruckende Weise aufeinander abgestimmt.


Bereichernde Störungen
Nicht immer bleibt alles, wie es ist. Genau genommen sind Veränderungen sogar die Regel. Im Pflanzen- und Tierreich wie auch beim Menschen. Aus der Sicht des Menschen sind Veränderungen oft anstrengend, denn sie fordern uns heraus, mit neuen, manchmal auch unangenehmen Umständen bestmöglich umzugehen. Gleichzeitig würde ein Leben ohne Veränderungen Stillstand bedeuten und das widerspricht unserer Natur. Wäre Stillstand ein Dauerzustand, könnten sich Krankheiten stärker ausbreiten. Und darauf reagieren zu müssen, wünschen wir uns am wenigsten.
Veränderungen bedeuten Bewegung (physisch, psychisch und gesellschaftlich) und nur so können wir uns wirklich lebendig fühlen und Wohlbefinden schaffen. Allerdings kommt es auf das richtige Maß an! Nicht zu wenig und nicht zu viel! (siehe auch „Lagom“!) Je mehr wir Menschen uns an veränderte Lebensumstände anpassen, desto flexibler werden wir und desto leichter können wir auf neue Herausforderungen und zukünftige Veränderungen reagieren und dabei gesund bleiben. Die Fähigkeit nennt man auch Resilienz. Doch neben dem Bedürfnis nach Dynamik ist auch das Bedürfnis nach Ruhe und Vertrautheit eine der natürlichen menschlichen Bestrebungen. Alles zu seiner Zeit und von allem die richtige Dosis. Wie immer kommt es also bei allem auf das richtige Maß und auf die Balance zwischen Gegensätzen an.


Genetische Vielfalt durch Veränderungen und Störungen
Auch im Tier- und Pflanzenreich bewirken Veränderungen Störungen und erfordern Anpassungen. Störungen führen auf natürliche Weise zu kleinen genetischen Veränderungen und damit zur Anpassung dieser Art an die neuen Lebensumstände. Meist ist eine Tier- oder Pflanzenart nicht nur einer Störungsart ausgesetzt.
Beispiel:
Hier tritt vielleicht eine Pflanzenkrankheit auf, dort werden die durchschnittlichen Jahrestemperaturen höher, andernorts haben sich vielleicht Fraßfeinde neu angesiedelt, die die Pflanze immer wieder anknabbern und an einer noch anderen Stelle, an der die selbe Pflanzenart vorkommt, gibt es nach und nach immer mehr Niederschläge und der Boden versumpft.
So steht jedes Individuum der selben Art vor unterschiedlichen Herausforderungen und passt sich im Laufe der kommenden Generationen durch kleine genetische Unterschiede von Individuum zu Individuum mehr und mehr an die jeweiligen Lebensraumbedingungen an, um sich auch zukünftig behaupten zu können und gesund zu bleiben.

Auf vergleichbare Weise laufen Anpassungen im Tierreich ab. Werden z. B. die Individuen einer Art immer wieder Opfer des selben Beutegreifers in einem Lebensraum, so kann es sein, dass diese Tierart in dem betroffenen Bereich neue Überlebensstrategien entwickelt, wie z. B. besseres Sehvermögen oder schnellere Fluchtreflexe, die bei nachfolgenden Generationen das Überleben bei Angriffen wahrscheinlicher machen. Denn zu überleben oder mindestens die eigene Art zu erhalten, ist ein absolut natürlicher Trieb, der in allen Lebewesen verankert ist.
Somit erhöhen Anpassungen einer Art insgesamt die genetische Vielfalt innerhalb dieser Art und damit die Überlebens-Chancen unter den neuen, gegebenen Umständen. Vielfalt innerhalb einer Art führt außerdem auch zur Resistenz gegen Krankheiten, was wieder das Überleben sicherstellt.

Achtung!
Allerdings gibt es auch Grenzen! Die Fähigkeiten von Tieren und Pflanzen zur Anpassung der eigenen Überlebensstrategie bei Störungen durch Veränderungen der Lebensbedingungen lässt sich nicht unendlich ausdehnen! Genau wie bei uns Menschen unsere Flexibilität zur Reaktion auf Veränderungen ihre Grenzen hat, so erreichen auch Tier- und Pflanzenarten irgendwann den Punkt, an dem die Anpassungen an die sich verändernden Umstände in der Geschwindigkeit, in der die Veränderungen ablaufen, nicht mehr möglich sind! So läuft z. B. in der heutigen Zeit die Veränderung klimatischer Faktoren so rasant ab und schafft so schnell neue Lebensbedingungen für Mensch, Tier und Pflanze, dass vielen Lebewesen eine Anpassung an das Tempo der Veränderung von Lebensbedingungen nicht standhalten können und in der Folge aussterben.


Artenvielfalt - Warum ist es nicht egal, wenn eine Art ausstirbt?
Je vielfältiger unsere Natur ist, desto besser funktioniert die Natur im Gesamtgefüge aller Arten. Entscheidend dafür sind die Zusammenhänge, also die vielen verschiedenen vernetzten Funktionen und Aufgaben, die einzelne Arten in der Natur übernehmen.
Beispielsweise wird eine Art von einer anderen gefressen, die wiederum zur Nahrung für noch andere Arten wird. Oder: In einem Sommer baut ein Specht eine Höhle in einem alten Baum. Das ist nicht in jedem Baum möglich, sondern eine bestimmte Spechtart ist auf eine bestimmte Baumart spezialisiert, wenn er ein Bruthabitat einrichten will. Der Specht selbst und seine Jungen verspeisen jeweils nur ganz bestimmte Würmer und Insekten, um gesund leben zu können und werden selbst gelegentlich zur Nahrung von spezialisierten Beutegreifern, wie z. B. Sperbereulen. Schaffen es die Jungvögel jedoch groß zu werden und verlassen die Bruthöhle, so ziehen im Folgejahr ganz spezialisierte Nachmieter in die Spechthöhle ein, die ebenfalls auf genau diesen Lebensraum spezialisiert sind und sich nicht irgendeine andere Höhle suchen können. Und so könnte man die verschiedenen Verknüpfungen unendlich fortsetzen, denn keine der vielen Millionen Arten auf diesem Erdball stellt nicht bestimmte Ansprüche an den eigenen Lebensraum oder kann unabhängig von anderen Arten leben. Es geht ausschließlich in Gemeinschaft.

Jede Veränderung solcher Lebensgemeinschaften stellt Herausforderungen an die einzelnen Arten dar, deren Fähigkeit zur Bewältigung (meist durch Anpassung oder Symbiose) über das Überleben oder das Aussterben dieser Art – zumindest im betrachteten Lebensraum, ggf. aber auch großflächig – entscheidet.
So gewährleisten die jeweiligen Spezialisierungen der Arten und die Abhängigkeitsbeziehungen verschiedener Arten untereinander zum einen die Existenz der beteiligten Arten auf die bestmöglich abgestimmte Weise und machen sie gleichzeitig bei starken Störungen und Veränderungen angreifbar. Nur durch die oben beschriebene Fähigkeit zur genetischen Anpassung wird die Art flexibel und wandlungsfähig und hält Veränderungen der Lebensbedingungen stand, wenn diese langsam genug ablaufen.


Lebensräume als Teil der Biologischen Vielfalt
Lebensräume sind die landschaftliche bzw. räumliche Grundlage der natürlichen Lebensgemeinschaften. Tiere und Pflanzen haben bestimmte Ansprüche an Ihren jeweiligen Lebensraum, vergleichbar mit unseren menschlichen Bedürfnissen.
Dabei werden Lebensräume geprägt, gestaltet und mit der Zeit verändert durch:
- die geologische Geschichte und das vorkommende Untergrundgestein
- die darauf geschichteten Böden mit entsprechendem Säure-Basen-Haushalt, charakteristischer Bodenfeuchtigkeit, bestimmten, verfügbaren Nährstoffen und ihren Bodenlebewesen,
- die Lichtverhältnisse
- spezifische Nahrungsangebote
- das Gelände-Relief
- die Windexposition
- die Sonnenexposition
- das vorkommende (großräumige und kleinräumige) Klima
- und ihre geografische Lage
- sowie durch ihre pflanzlichen und tierischen Bewohner
- und die anthropogene Nutzungsgeschichte.

Während Landschaften durch ihre jeweilige charakteristische Ausprägung bestimmte lebensrelevante Faktoren zur Verfügung stellen, erheben Tier, Pflanze und Mensch bestimmte Ansprüche an Ihre Lebensräume. Wie Schloss und Schlüssel passen also die Standortsfaktoren bestimmter Lebensräume zu den Lebensraumansprüchen bestimmter Lebewesen bzw. Arten. Diese sind immer spezifisch ausgeprägt und können nur durch geeignete Lebensbedingungen, also passende Standortsfaktoren erfüllt werden.


Pflanzen benötigen zum Überleben in einer jeweils artspezifischen Ausprägung bzw. in einem jeweils artspezifischen Maß die passenden Bedingungen aus folgenden Kategorien:
- ein geeignetes Klima (Jahresmittel-Temperaturen, Höchst- und Tiefsttemperaturen, Luftfeuchtigkeit, Sonnen- und Windexposition, Niederschlagsmengen, Luftdruck, Breitengrad / Nähe zum Äquator, Kontinentalität / Nähe oder Distanz zum Meer müssen passen)
- eine geeignete Nährstoffversorgung (je nach Pflanzenart nicht zu viel und nicht zu wenig)
- eine geeignete Feuchtigkeit / Wasserversorgung (je nach Pflanzenart nicht zu viel und nicht zu wenig)
- Geeignete Lichtverhältnisse (Dauer, Intensität und Einfallswinkel der Sonnenstrahlung)
- Geeigneter Säure-Basen-Haushalt des Bodens
- Salzgehalt des Bodens (für die meisten Pflanzen darf es nicht zu viel sein)


Tiere benötigen zum Überleben in einer jeweils artspezifischen Ausprägung bzw. in einem jeweils für die Art geeigneten Maß die passenden Bedingungen aus den folgenden Kategorien:
- ein geeignetes Klima
- geeignete Lichtverhältnisse
- ein geeignetes Nahrungsangebot
- Überwinterungsmöglichkeiten
- Fortpflanzungsmöglichkeiten
- Schutzräume (zum Schutz vor Fressfeinden)
- Ruhe- und Übernachtungsbereiche
- geeignete, sichere Wanderkorridore für den Ortswechsel zwischen Lebensräumen unterschiedlicher Funktionen


Diese Ansprüche haben Tiere und Pflanzen an Ihre Lebensräume, d. h. an die Landschaftsbereiche in denen Tiere und / oder Pflanzen (und auch Menschen) leben. Dabei kommen in einzelnen Lebensräumen niemals nur einzelne Tier- und / oder Pflanzenarten vor. Immer leben Tiere, Pflanzen, Pilze und Bakterien (und Menschen!) in Lebensgemeinschaften zusammen, die in der Natur auch als Gesellschaften oder Ökosysteme bezeichnet werden.


Überlebensstrategien von Pflanzen:

  • Dornen
  • Stacheln
  • Behaarung
  • Bitterstoffe
  • Regulation der Verdunstungsmengen
  • Bildung von Wurzelknöllchen mithilfe von Knöllchenbakterien zur Einlagerung von Nährstoffen, z. B. pflanzenverfügbarem Stickstoff
  • Einlagerung von Wasser im Blattwerk
  • Einlagerung von Nährstoffen, wie z. B. Stärke in Speicherorganen
  • Passende hohe Wuchshöhen zum erreichen geeigneter Lichtmengen
  • Passende niedrige Wuchshöhen als Schutz vor Austrocknung durch Wind oder Verbiss durch Weidetiere
  • Ausschleusung von übermäßigen Salzmengen durch geeignete Spaltöffnungen im Blattwerk
  • Symbiose, z. B. Kooperation von Bäumen mit spezifischen Pilzen („Vergrößerung“ des Wurzelbereichs)
  • Aussenden von Botenstoffen an Artgenossen (Teamarbeit)
  • Aussenden von Aromastoffen zur Abwehr von Schädlingen
  • Aussenden von Duftstoffen zum Anlocken von Nützlinge, z. B. bestäubenden Insekten
  • Herstellung von angreiferspezifischen Giftstoffen
  • Entwicklung eines entsprechenden Tag-Nacht-Rhythmus
  • Ausbildung eines tieferen Wurzelwerks
  • Ausbildung von Blattfarbstoffen aus Sonnenschutz oder Wärmespeicher
  • Einrollen oder Abwerfen von Blättern zur Verringerung von Verdunstungsmengen
  • Wachstumsregulation
  • Samenruhe
  • Mastjahre
  • Vermehrungsstrategien, wie z. B.
  • funktionsfähige Ausscheidung von gefressenen Samenkörnern durch Tiere
  • „Wahl“ der passenden Vegetationszeit zur entsprechenden Klimazone
  • Blütezeit zu der Jahreszeit, zu der auch die passenden Insekten zur Bestäubung zur Verfügung stehen
  • Ausbildung geeigneter Blütenformen, die mit passenden bestäubenden Insekten kooperieren oder diese „austricksen“
  • Aussenden von VOC’s (volatile organic compounds = flüchtige organische Stoffe) zur Abwehr von Schädlingen und / oder zum Anlocken von Nützlingen
  • Gegenseitig oder einseitig unterstützende Kooperationen mit anderen Pflanzen
  • Samenproduktion
  • Überwinterung wichtiger Pflanzenorgane unter der Erde
  • Biegsamkeit der Zweige
  • Brüchigkeit der Zweige
  • Mimikry-Effekt
  • und vieles mehr...

Überlebensstrategien von Tieren:

  • Flucht
  • Verstecken
  • Ausprägung von Tarnfarben
  • Mauser oder Fellwechsel
  • Morphologische Anpassung an Nahrungsquellen, z. B. Anpassung der Schnabelspitze von Austernfischern (Vogelart) an das jeweilige Nahrungsangebot
  • Jahreszeitlicher Habitatwechsel
  • Nutzung spezialisierter Sinnesorgane
  • Winterruhe / Winterschlaf
  • erhöhte Sommeraktivität
  • Reproduktion zu einer geeigneten Jahreszeit
  • erhöhte Nachkommenproduktion aufgrund statistisch hoher Verlust
  • Nestschutz
  • Entwicklung besonderer Organe, z. B. ein Speicherorgan für Pilze bei der Riesenholzwespe, die den Pilz beim Legen der Eier in altes Holz gleichzeitig mit ihrem Legestachel in das Holz einbringt, damit dieses anschließend durch die Aktivität der Pilze schneller verrottet und die Larven der Riesenholzwespe dieses dann als geeignete Nahrung nutzen können.
  • Ablenkung von Fressfeinde, z. B. regelmäßige Ortswechsel, um es Feinden nicht zu leicht zu machen, die Tiere zu finden (z. B. Marderhündin mit Jungen)-→ Nomandentum
  • und vieles mehr...






Nutzen von Biodiversität für den Menschen

  • Stabilisierung von Ökosystemen und deren unterschiedlicher Funktionsfähigkeit (Ökosystemfunktionen) im Hinblick sowohl auf „Alltagsentwicklungen“ als auch auf Störungen, wie z. B. Extremwetterereignisse.
  • Präventiver Effekt bezogen auf die Ausbreitung von Krankheiten – sowohl bezogen auf Pflanzen- und Tierkrankheiten als auch aufgrund der biologischen Zusammenhänge auf Krankheiten, die den Menschen betreffen können
  • Biodiversität ist die Voraussetzung für die Entdeckung und Nutzung vielfältiger medizinischer Wirkstoffe, die unter anderem bei neu auftretenden Krankheiten eingesetzt werden können, aber auch die Heilungschancen bei bekannten Krankheiten erhöhen oder Nebenwirkungen verringern.
  • Stärkung der mentalen Gesundheit der Bevölkerung durch ästhetische Strukturvielfalt
  • Sicherung der Ernährung der Weltbevölkerung: Je mehr unterschiedliche essbare Pflanzen es auf der Erde gibt, ...
  1. desto abwechslungsreicher und damit gesünder kann sich die Menschheit ernähren,
  2. desto größer sind die Chancen, dass in allen Erdteilen die Menschen mit allen lebenswichtigen Nährstoffen, Mineralien, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen gut und ausgewogen versorgt sind
  3. desto eher werden Krankheiten und Schädlinge auf natürliche Weise an ihrer Ausbreitung gehindert, auch solche, die Nahrungspflanzen und zur Ernährung genutzte Tierarten befallen würden.
  4. desto resistenter sind Ökosysteme (auch solche mit Nahrungspflanzen), gegenüber dem Einfluss von Störungen, wie z. B. Extremwetterereignissen.
  • Biodiversität stellt die Wasserversorgung für alle Ökosysteme und den Menschen sicher, da Böden mit hoher Diversität Regenwasser einerseits besser speichern können und gleichzeitig ein gesundes und vielfältiges Mikrobiom in Boden für eine effektive Filterung und den Abbau von Verschmutzungen sorgen, sodass Grundwasser zuverlässig neu gebildet werden kann und damit die Versorgung mit sauberem Trinkwasser auch zukünftig gesichert ist.
  • Biodiversität zieht eine erhöhte Biomasseproduktion nach sich und die Böden bleiben in Ökosystemen mit hoher Biodiversität langfristig fruchtbarer und können Wasser besser speichern, welches für alle Lebensvorgänge unabdingbar ist. Mit der erhöhten Biomasseproduktion durch hohe Biodiversität geht auch ein effektiver Abbau von Biomasse zum richtigen Zeitpunkt der ökologischen Kreisläufe einher, womit Nährstoffe aus dem abgestorbenen tierischen und pflanzlichen Material schließlich im Boden eingelagert werden und für das Wachstum nachkommender Pflanzen wieder zur Verfügung stehen.
  • Hohe Biodiversität fördert die Umwandlung von CO2 (Kohlendioxid) und die Einlagerung des daraus entstehenden Kohlenstoffs in den Boden, wo es gespeichert bleibt, solange auch der darüber liegende oberirdische Teil des Ökosystems so divers bestehen bleibt. In hohem Maße an diesem Vorgang beteiligt sind die vielen verschiedenen Pilz- und Bakterienarten im Boden. Die Einlagerung des Kohlestoffs in den Boden verringert die Konzentration von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre und wirkt so der Erwärmung des Klimas entgegen. Es gilt: Je höher die Biodiversität in einem Ökosystem, desto höher die Biomasse, desto stärker die Kohlenstoffeinlagerung. Das erklärt sich folgendermaßen:
  1. Biodiversität führt zu mehr Biomasse, da sich z. B. Pflanzenarten gegenseitig unterstützen können, um geeignete Lebensbedingungen zu schaffen:
    ▪ Chemische Förderung anderer Pflanzenarten, z. B. durch die Rispen-Flockenblume, die aus ihrer Wurzel flüchtige organische Stoffe (VOC = volatile organic compounds) aussendet, mit denen sie entweder die Keimung und / oder das Wurzelwachstum anderer Jungpflanzen fördert oder die Ausbreitung bestimmter hilfreicher Pilze und Bakterien im Boden begünstigt.
    ▪ Kommunikation mit Dampf: Flüchtige organische Stoffe (VOC) können auch der Kommunikation zwischen Individuen der selben Pflanzenart dienen. Ein Exemplar, dass vielleicht durch Verbiss geschädigt wurde, sendet einen solchen Stoff aus, sodass Pflanzen in der Nachbarschaft „gewarnt“ werden und rechtzeitig Schutzmechanismen aktivieren können, wie z. B. die Produktion von Giftstoffen. Potenzielle Angreifer erkennen dies schließlich und wenden sich ab.
    ▪ Danke für den Schutz! Stehen in der Nachbarschaft von zarten Pflanzen Pflanzenarten mit einem guten Abwehrmechanismus gegen Fraßfeinde oder den Verbiss von Weidetieren, z. B. durch Giftstoffe oder Stacheln, so profitieren auch verwundbarere und weniger geschützte Pflanzenarten von dieser Nähe.
    ▪ Hygiene im Pflanzenreich! In einem Ökosystem mit hoher Biodiversität bilden resistente Arten eine Barriere für die Ausbreitung von Krankheiten. Die Wirtspflanzen sind zum einen für einen Krankheitserreger auf die Gesamtmasse statistisch gesehen in der Minderheit. Zum anderen stehen die  einzelnen Individuen der Zielpflanzen des Krankheitserregers nicht direkt nebeneinander. Stattdessen wird die Fläche von Pflanzenarten unterbrochen, die der selbe Erreger nicht angreift / angreifen kann und auf denen er sich nicht ausbreiten kann. So ist der Bestand davor gefeit, in seiner Gesamtheit Schaden zu nehmen. Meist sind nur einzelne, wenige Individuen betroffen und das Ökosystem bleibt gesund und seinen Funktionen stabil.
    ▪ Stabile Gemeinschaften, in denen jeder seine Aufgaben hat! In der Gesamtheit der Artenzusammensetzung eines Ökosystems kommen meist unter anderem auch Tiefwurzler vor. Sie sorgen nicht nur für ihren eigene Halt und ihre eigenen Nährstoffe und Wasserversorgung, sondern sie stabilisieren mit ihrem Wurzelsystem auch den Boden und schützen ihn so vor Abtragung durch Erosion von Wind, Wasser und Erdrutschen. Davon profitieren auch Pflanzen im selben Ökosystem, deren Wurzel weniger tief in die Erde reichen und ihn nicht so gut stabilisieren können, wenngleich auch sie diesen Boden elementar für ihr Leben brauchen.
    ▪ Starthilfe! Sogenannte Ammenpflanzen sind Pflanzenarten, die anderen Pflanzenarten Starthilfe ins Leben geben, indem sie besonders hilfreiche und geeignete Lebensbedingungen schaffen. So kann z. B. eine bestimmte Moosart als Ammenpflanze für den Keimling einer Samenpflanze dienen, weil der Same zum einen im Moos versinken kann, bis er zum Austrieb kommt und so vor den Blicken von Fraßfeinden, die es auf ihn abgesehen haben geschützt ist und das Moos gleichzeitig genügend Feuchtigkeit speichert und zur Verfügung stellt. Ähnlich wie Ammenpflanzen wirken Mykorrhiza-Pilze im Boden, die z. B. den winzigen Samenkörnern von Orchideen Starthilfe ins Leben geben. Aufgrund ihrer so geringen Größe fehlt es diesen Samenkörnchen an Substanz, die Nährstoffe in ausreichender Menge für die erste Keimung enthielte. Statt dessen nehmen sich geeignete Pilze im Boden der Orchideenkeimung an und stellen Eiweiße, Vitamine, Hormone, Kohlenhydrate und Wasser zur Verfügung, indem sie mit ihren Pilzfäden (Hyphen) in das Samenkorn eindringen. Ohne diese zuverlässige Kooperation könnten sich Orchideen nicht vermehren. Dabei ist zu bedenken, dass jede Orchideenart ihre eigenen Kooperationspartner unter den Mykorrhizapilzen hat und braucht! Wie immer ein fein aufeinander abgestimmtes System der Natur! So wird auch schnell klar, dass nicht jeder x-beliebige Lebensraum für einzelnen Pflanzenarten geeignet ist! Die Umgebungsbedingungen müssen stimmen und der Partner muss ebenfalls dort leben.
  • Alles in Balance mit einem ausgeklügelten Mikroklima! In Ökosystemen mit hoher Biodiversität und dementsprechend hohem Biomasseanteil herrscht ein Mikroklima, dass genau an diesen Lebensraum mit dieser Artenzusammensetzung (Pflanzen wie Tiere, Pilze und Mikroorganismen) angepasst ist und allen darin lebenden Arten zugute kommt. Da das jeweilige Mikroklima in solchen Lebensräumen auf natürliche Weise / unter natürlichen Bedingungen entsteht, ist es stabiler als in Lebensräumen mit geringer Diversität und lässt sich daher auch von Extremwetterereignissen und klimatischen Veränderungen der Umgebung weniger beeinflussen oder regeneriert sich nach Rückgang der äußeren Faktoren schneller wieder.


    Auch wenn hier vorrangig Beispiele aus dem Pflanzenreich genannt wurden, da sie die charakteristischen Strukturen der Ökosysteme durch ihr Wachstum in hohem Maße mit gestalten, so ist doch der Vielfalt unter den tierischen Bewohnern eines Ökosystems eine ebenso große Bedeutung beizumessen! Da alles pflanzliche, pilzliche und tierische unmittelbar miteinander verwoben und verknüpft ist, kommt weder das eine ohne das andere aus, noch umgekehrt.

    Das eine bedingt und ermöglicht das andere und umgekehrt.

    Wäre es nicht so komplex, würden wir es leichter verstehen.

    Doch wäre es einfach, dann wäre es nicht so faszinierend vielfältig und wohl kaum so beeindruckend funktionsfähig!

    So sollten wir die Komplexität wertschätzen und versuchen, ihren Geheimnissen auf die Spur zu kommen, denn sie ermöglicht überhaupt erst unser eigenes Leben!



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