Mit Hand & Fuß - Sinn-voll & selbst-wirksam zum Glück!
"Das hat Hand und Fuß!" Diesen Satz verwenden wir gelegentlich, wenn wir meinen, dass etwas wertgeschätzt wird, weil es solide, greifbar, sinnvoll und nachvollziehbar ist.
Genau diese Eigenschaften kommen uns dann in den Kopf, wenn wir etwas mit unseren Sinnen erfassen können, denn sie sind es, die uns ehrliche und verlässliche Informationen über unsere Umgebung vermitteln.
Erst durch unsere Sinne können wir uns mit der Außenwelt verbinden. Wir riechen, schmecken, hören, sehen und fühlen. Was für ein Glück!
Oft nutzen wir unsere Sinne unterschiedlich stark, doch sie ergänzen sich gegenseitig. Es kann vorkommen, dass einer der Sinne nur eingeschänkt oder gar nicht im Einstz ist. Wie gut, dass wir verschiedene Sinne haben, denn so werden Einschränkungen teilweise kompensiert!
So aktiv und leistungsfähig unser Geist auch sein mag, so sehr benötigen wir auch die körperliche Komponente des Lebens, um uns ausgegelichen zu fühlen. Und genau dabei spielen unsere Sinne eine sehr wichtige Rolle.
Sinn-voll selbst-wirksam
Wenn wir aktiv etwas mit unseren Händen und / oder Füßen schaffen und gestalten, nehmen unsere Sinne dies wahr.
- Wir spüren aktiv die weiche Wolle, wenn der Faden beim Stricken oder häkeln durch unsere Finger gleitet,
- die Struktur des Holzes oder die Kraft und Wärme unserer Muskeln wenn wir ein Brett zurechtsägen.
- Wir sehen die Formen, die sich unter unseren Händen ergeben, wenn wir Ton modellieren,
- hören das Klackern der Steine, die wir am Strand sammeln, um schöne Muster daraus zu legen,
- schmecken die köstlichen Aromen unserer selbst zubereiteten Speisen
- riechen den wild-romantischen Duft des selbst angefachten Lagerfeuers
- oder sehen und riechen die lockere, frisch gehackte Erdkrume im Hochbeet und bestaunen die ersten grünen Spitzen der keimenden Pflänzchen, die wir vor kurzem in die Erde gebracht haben.
Unsere Sinne nehmen also nicht nur wahr, was ohne unser Zutun in unserer Umgebung passiert. Viel schöner noch und wohltuender sind ihre Signale, wenn wir "Mit Haut und Haar", mit "Hand und Fuß", mit unseren Augen, der Nase, der Zunge und den Ohren das pure Leben erfassen können, weil wir aus eigener Kraft und mit unserer Phantasie etwas Schönes oder Nützliches gestalten - genau so, wie es uns in dem Moment gerade gut tut!
Unsere Möglichkeiten für Handwerk und Handarbeiten sind ausgesprochen vielfältig! Die oben aufgezählten "Impressionen" sind nur ein paar Beispiele. Jede und jeder mag vielleicht unterschiedliche Materialien gern oder findet Freude daran, verschiedene Dinge zu tun und zu gestalten.
Gerade in der heutigen Zeit, in der viele von uns etliche Stunden vor Bildschirmen verbringen und gedanklich in einer virtuellen Welt leben, tut es gut, einen Ausgleich in der "echten" Welt zu finden, in der unsere Sinne vielfältige Eindrücke verarbeiten dürfen!
Selbstwirksamkeit
Zu unseren natürlichen Bedürfnissen, gehört es, von Zeit zu Zeit etwas zu bewirken und unsere Lebenswelt aktiv mit zu gestalten. Es ist das Bedürfnis nach der sogenannten Selbstwirksamkeit. Dadurch, dass wir selbst etwas tun und einen sinnvollen Effekt daraus erkennen, ergibt unser Leben für uns einen Sinn. Wir existieren nicht einfach nur - nein, wir hinterlassen auch Spuren, mit denen wir uns identifizieren können. Es scheint, als würde uns unser naturgegebener Wert als Mensch leichter bewusst werden, wenn wir kleine Zeichen für unsere Existenz setzen. Auch ohne unser Zutun ist jede und jeder von uns wertvoll, doch es steigert wohl unser Wohlbefinden, aktiv und wirksam zu sein und vielleicht sogar mit ein wenig Stolz, zumindest aber mit Zufriedenheit auf das Ergebnis eigener Tätigkeit zurückzublicken!
Einige Lebensbereiche wie z. B. Arbeitsumfeder erfüllen dieses Bedürfnis nach Selbstwirsamkeit vielleicht nicht oder zu wenig, obwohl sich gerade hier viel Potenzial für gute Effekte, die aus der eigenen Kraft entstehen könnten, verbirgt.
Sind wir nur ausführende Kraft, arbeiten wir passiv, also ohne uns ausreichend mit der Arbeit zu identifizieren, dann funktionieren wir ohne auf unsere inneren Bedürfnisse zu hören. Zu einem gewissen Grad ist das im Arbeitsumfeld nützlich und auch normal. Dabei müssen wir jedoch den Punkt im Blick behalten, bis zu dem es uns damit noch gut geht, da die Gesundheit leidet, wenn wir nur noch "funktionieren".
Leider arbeiten viele Menschen auch in Arbeitsumfeldern, in denen wir unsere Sinne kaum noch abwechslungsreich gebrauchen (z. B. Computerarbeit) oder in denen die Sinne sehr überreizt werden (z. B. arbeiten mit Lärm). Beides schadet unserem Wohlbefinden, denn wir Menschen sind zum einen auf eine Blance der Reize angewiesen. Zum anderen erleben wir die gesündesten und wohltuendsten Reize in der Natur und ganz besonders im Wald (siehe auch "Waldbaden"). Die passenden Bedingungen finden wir jedoch - gerade in städtischem Umfeld - im Alltag kaum. Um so wichtiger ist es, in den Lebensbereichen, in den wir Gestaltungsfreiraum haben oder herstellen können, etwas zu tun, das uns echte Zufriedenheit & ein gutes Selbstwirksamkeitsgefühl gibt & einfach Spaß macht!
Zwei Komponenten des Wohlbefindens
Das Wohlbefinden, das durch unsere Selbstwirksamkeit entsteht, und das Wohlbefinden, das durch ausbalancierte Sinesreize entsteht, miteinander zu verbinden, ist schließlich sozusagen die Königsdisziplin. Doch muss es gar nichts Großes sein. Ein Brot backen, die verwelkten Blüten aus den Balkonpflanzen zupfen, ein Löchlein im Lieblingspullover stopfen, eine Wand streichen, die schon lange Deine Lieblingsfarbe bekommen soll, eine kleine Macke im Schrank ausbessern, soetwas...
Und wir profitieren ja doppelt: Wir tun aus eigenem Antrieb etwas Sinnvolles oder etwas Schönes, genießen schon die Tätigkeit und haben obendrauf noch einen tollen Effekt, auf den wir stolz und entspannt zurückblicken können! Oft erleben wir dabei auch keine Herausforderungen, durch die wir uns persönlich weiterentwickeln können. Auch das entspricht unseren natürlichen Bedürfnissen. Das anschließende Nichtstun im Lieblingssessel ist so unvergleichlich schöner, als wenn wir uns nicht zu dieser kleinen, doch genussvollen Anstrengung aufgerafft hätten.
Übrigens: Eine Anstrengung für eine gute Sache auf sich zu nehmen, die einen Sinn ergibt und uns deshalb anschließend in tiefe Zufiedenheit hüllt, ist Teil der finnischen Lebensphilosophie "Sisu". Und die Finnen zählen ja bekanntlich zu den glücklichsten Menschen der Welt!
Kleine Reflexion und Inspiration: Welche handwerklichen Arbeiten oder welche Handarbeiten magst Du besonders? Was willst Du jetzt ausprobieren, um Deinem Glückgefühl ein bisschen mehr auf die Sprünge zu helfen? Such Dir etwas aus, plane einen Zeitraum in der nahen Zukunft dafür ein und besorge ggf. Materialien, die Du dafür brauchst. Vielleicht lässt sich auch etwas Gebrauchtem durch eine schöne Veränderung neues Leben einhauchen?! Viel Spaß!