Resilienz
Resilienz ist die innere Widerstandskraft gegenüber Unwägbarkeiten und besonderen Herausforderungen des Lebens, die uns hilft, an den Härten nicht zu zerbrechen, sondern sie zu bewältigen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen.
Dieser besonderen menschlichen Eigenschaft liegen bestimmte innere Haltungen und besondere, erlernbare Fähigkeiten zugrunde. Sie sind es, die uns auf so manche Unannehmlichkeit mit Selbstvertrauen, Zuversicht und innerer Stärke zugehen lassen und die uns nach Tiefschlägen trotz allem neue Kraft geben, um weiter unseren Weg zu gehen.
Charakteristisch für Resilienz ist es außerdem, die Erfahrungen aus gemeisterten Herausforderungen und harten Zeiten in den neuen Lebensalltag zu integrieren, daran zu reifen und zu wachsen und zukünftig von diesen persönlichen Veränderungen zu profitieren.
Resilienz ist also eine Art erlernbare Grundkompetenz, die uns auf den Umgang mit verschiedenen Härten des Lebens vorbereitet und uns Stärke durch eine Art Gelassenheit und Selbstvertrauen schenkt, die uns schwere Phasen gesund überstehen lässt. Das heißt nicht, dass wir die Belastung, Schwere und Traurigkeit mancher Ereignisse, Veränderungen oder Lebensphasen nicht auch in vollen Zügen spüren und durchleben. Wir wären nicht in unserer vollen Lebendigkeit, wenn ausgerechnet unsere Gefühle unterdrückt wären. Viel mehr geht es darum, dass wir an den Härten des Lebens nicht zerbrechen oder schwerwiegend erkranken, sondern trotz macher Widrigkeiten anschließend wieder aufstehen und den Weg unseres Lebens so gut wie möglich selbstbestimmt fortsetzen.
Die sieben Säulen der Resilienz
Die nützliche und erlernbare Eigenschaft der Resilienz kann in uns insbesondere durch sieben verschiedene Aspekte wirksam werden. Diese sind zum Teil innere Haltungen (Vorannahmen) und zum Teil bestimmte Fähigkeiten.
Sie werden als die "Sieben Säulen der Resilienz" bezeichnet.
Das hierbei das Bild der Säulen genutzt wird, die gemeinsam ein Dach tragen, zeigt, dass alle sieben Säulen in etwa gleich stark ausgeprägt sein müssen, um gemeinsam eine sichere Stabilität gewährleisten zu können. Bricht eine Säule weg, dann bedeutet das nicht direkt, dass das ganze Konstrukt der Resilienz zusammenbricht oder unwirksam wird. Es verliert jedoch mit jeder fehlenden oder nur schwach ausgeprägten Säule an Stabilität, die mit der Chance auf mentale Gesundheit (und damit verknüft auch körperliche Gesundheit) unter besonderen Belastungen einhergeht.
- Realistischer Optimismus: Mit dieser Art von Optimismus ist gemeint, trotz Rückschlägen nach vorn zu schauen und den Blick auf positive Aspekte der schweren Situation zu richten, sowie Ressourcen auszuloten, mit deren Hilfe der Weg hin zu einer besseren Situation gestaltet werden kann. Solche Ressourcen können z. B. eigene Fähigkeiten oder Stärken sein oder Menschen im Umfeld auf deren Unterstützung Betroffene zählen können. Ein solcher realistischer Optimismus meint den realistischen Blick auf das, was aus der aktuellen Situation heraus an positiven Veränderungen möglich ist, nicht jedoch ein blindes Schönreden oder Ignorieren schwerer Tatsachen. Eng mit dem realistischen Optimismus verknüft ist auch die Technik, Probleme begrenzt zu betrachten, statt sie zu verallgemeinern. Diese Begrenzung hilft dabei, konkret mit Lösungsmöglichkeiten anzusetzen. Ebenso nützlich und hilfreich ist ein hohes Selbstwertgefühl. Je besser wir uns selbst kennen und wissen, was uns persönlich ausmacht, was uns liebenswert macht und wo unsere Fähigkeiten und Stärken liegen, aber auch wie wir gut mit unseren Schwächen umgehen können, desto leichter fällt es uns, uns Lösungswege zuzutrauen, die unsere Situation aus eigener Kraft verbessern. Genauso fällt es uns auch leichter, andere Menschen ggf. um Hilfe zu bitten, wenn wir unseren eigenen Wert als Mensch erkennen und verstehen. Dieses Wissen erleichtert es uns, anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und uns nicht klein oder weniger Wert zu fühlen, nur weil in unserem Leben gerade nicht alles rund läuft oder uns größere Härten getroffen haben.
- Akzeptanz: So sehr wir es auch in harten Lebenslagen versuchen, positive Veränderungen mithilfe unserer verschiedenen Ressourcen herbeizuführen - manche Gegebenheiten müssen wir tatsächlich so wie sie sind hinnehmen und akzeptieren. Dies können z. B. unerwünschte Veränderungen sein, die Erkenntnis von unabänderlichen Tatsachen oder unerfüllte Erwartungen, auf deren Erfüllung wir keinen Einfluss nehmen können. In der Regel versucht unser Gehirn, besonders negative, traurige, belastende, schwere, beeinträchtigende oder harte Umstände zunächst zu ignorieren. Die wirkliche Akzeptanz solcher Erlebnisse und Situationen braucht ihre Zeit. Klassischerweise werden fünf Phasen von der Wahrnehmung der harten Begebenheit bis zur wirklichen Akzeptanz durchlaufen. Dazu gehören 1. Leugnen 2. Wut / Zorn 3. Verhandeln 4. Trauer/depressive Phase 5. Akzeptanz. Die tatasächliche Dauer der einzelnen Phasen kann dabei sehr unterschiedlich sein und richtet sich unter anderem nach der Persönlichkeit, der Schwere und der individellen Bewertung des auslösenden Ereignisses und der persönlichen Einschätzung der vorhandenen Ressourcen. Durch bewusstes Erleben der einzelnen Phasen der Akzeptanz gelingt es uns, die unabänderliche Realität so anzunehmen, wie sie ist. Übungen, mit denen wir uns ganz auf den gegenwärtigen Moment fokussieren können und mit denen wir für eine kleine Weile Gedanken und Gefühle, die mit einem belastenden Ereignis einhergehen, auszublenden, können uns helfen, immer mal wieder Kraft für solche herausfordernden Phasen zu schöpfen. Dies können beispielsweise einfache Atemübungen sein, die unsere volle Aufmerksamkeit bekommen. Sie können eine Untertsützung sein. Die Phasen der Akzeptanz müssten wir jedoch trotzdem im wahrsten Sinne des Wortes akzeptieren.
- Handlungsfähigkeit: Im Rahmen der Handlungsfähigkeit geht es darum, nach einem schlimmen Ereignis oder in einer belastenden Lebensphase die innere Balance wieder herzustellen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, sowie diese nach Möglichkeit zu erfüllen. Handlungsfähig werden wir zum einen dann, wenn wie den Raum schaffen, der es uns ermöglicht, neben unseren Bedürfnissen auch unsere Gefühle bewusst wahrzunehmen und ihnen Beachtung zu schenken. Gleichzeitig geht es darum, zu erkennen, welchen Stellenwert unsere Gesundheit aktuell für uns selbst hat und welche Ressourcen uns Kraft geben, um einen ersten Schritt hin zur Veränderung und Verbesserung der Situation zu tun.
- Verantwortungsbereitschaft: Verantwortung zu übernehmen hat für viele Menschen den Beigeschmack der Belastung. In Wirklichkeit liegt darin jedoch eine große Freiheit, nämlich die Freiheit, das eigene Leben durch eigene Entscheidungen selbst zu gestalten. Ganz selbstverständlich geht mit einer Entschiedung, die wir selbst für unser Leben treffen auch die Verantwortung einher, auch füe die Konsequenzen dieser Entscheidungen einzustehen. Denn wer sonst sollte für unsere eigenen Entscheidungen verantwortlich gemacht werden, als wir selbst? Und hier geht es ja auch nicht (nur) um negative Konsequenzen! In vielen Fällen, haben unsere Entscheidungen gute Folgen, die uns weiterbringen, die etwas Schönes oder Gutes bewirken und worauf wir stolz sein und womit wir zufrieden sein können. Würden wir von vorn herein die Verantwortung für unser eigenes Handeln an andere abgeben, dann würden uns einerseits die Erfolgserlebnisse entgehen und andererseits würden wir uns die Chance nehmen, aus eventuellen negativen Ergebnissen unserer Entscheidungen und Handlungen zu lernen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Indem wir die Bereitschaft in uns tragen, Verantwortung zu übernehmen, schenken wir uns also die Chance, sowohl positive Erfahrungen zu machen, die wir uns selbst zuschreiben können, als auch die Chance, uns persönlich weiterzuentwickeln. Und genau hier leigt ein Charakteristikum der Resilienz: die Integration von Erfahrungen, die direkt mit uns und unserem Verhalten verknüpft sind. Verantwortungsbereitschaft wird also durch ihre Umsetzung zu einer großen Bereicherung!
- Lösungsorientierung: Bei der Lösungsorientierung geht es darum, einen Weg aus der Orientierungslosigkeit der schweren Situation herauszufinden und diese in eine Zielorientierung zu verwandeln. Dabei sind Entspannungsphasen wichtig und nützlich. Diese schenken uns die Möglichkeit Kraft zu tanken und gleichzeitig die Ruhe zu finden, um in uns hinein zu horchen. Da sind sie wieder, die Bedürfnisse und Gefühle und unsere Werte, die uns sagen, was für uns jetzt wichtig ist und uns Orientierung geben. Wir brauchen innere Ruhe, um zu erkennen, wie unsere Lösung aussehen könnte. Dieser Bereich der Resilienz wird auch bereichert durch Kreativität. Manchmal hilft es, sich verschiedene Lösungen zu erträumen, um erst im nächsten Schritt unter dem Aspekt des Realismus aus dem Regenbogen der Möglichkeiten auszuwählen. Hieraus entstehen Hoffnung und Mut, die uns in Zeiten der Erschöpfung und Kraftlosigkeit bewegen und ermuntern können, in eine Richtung zu gehen, in der es uns wieder besser geht - und wenn es nur der erste, klitzekleine Schritt ist! Der Erfolg, der damit einhergeht. schenkt neue Kraft, die uns anschließend weitergehen lässt - aber auch erst dann! Eins nach dem anderen... Es ist die Kraft, die aus der Erfahrung der Selbstwirksamkeit entsteht. Sie tut gut!
- Netzwerkpflege: Wir sind nicht allein! Und wir müssen auch nicht allein zu Lösungen kommen - erst recht nicht in harten Zeiten, die Schwere, Trauer, Angst, Krankheit, Mutlosigkeit oder andere Belastungen mit sich bringen! Wir Menschen sind soziale Wesen und wollen und dürfen füreinander da sein! Das bedeutet auch, Hilfe annehmen zu dürfnen! Sicher kommt die Zeit, in der wir auch andere Menschen unterstützen können. Und wenn nicht: dann ist es völlig in Ordnung einfach mal so Hilfe angenommen zu haben. Wir müssen nicht alles aufrechnen. Für einander da zu sein geht auch einfach so: Mit Wohlwollen und manchmal vielleicht sogar mit einer Portion Liebe. In allem Miteinander ist eines wichtig zu bedenken: Wir sind alle gleich wertvoll! Einfach so, weil wir ein Mensch sind! Diese innere Haltung ist der Inbegriff von Augenhöhe. Wir müssen uns nicht aneinander messen und schon gar nciht erst etwas leisten, um wertvoll zu sein. Wir sind es schon. Unter diesem Aspekt gewinnt das Miteinander an Leichtigkeit. Verschiedene Techniken helfen uns dabei, ein gelingendes Miteinander zu gestalten. Gerade auch verschiedene respektvolle Wege der Kommunikation in der Balance des Gebens und Nehmens können uns hierbei immens bereichern. So ist die kontinuierliche Pflege bereichernder zwischenmenschlicher Netzwerke eine große Freude in guten Zeiten und eine große Hilfe in schweren Zeiten - denn gerade dann sollten wir nciht allein sein (müssen), sondern für einander da sein.
- Zukunftsplanung: Die Zukunftsplanung ist eng verknüpft mit der Lösungsorientierung und der Handlungsfähigkeit. Sie greifen ineinander und machen uns bereit für Neues. Sich auch in leichteren Zeiten immer mal wieder neuen Situationen zu stellen, erleichtert es uns, gerade auch in schwereren Zeiten neue Schritte zu wagen, weil wir es gewohnt sind. Zukunftsplanung kann auch bedeuten, dass wir uns von Altlasten lösen, indem wir z. B. Menschen verzeihen, die wir mit einem belastenden Ereignis der Vergangenheit in Verbindung bringen. Jemandem zu verzeihen bedeutet, sich aktiv dafür zu entscheiden, das eigene Leben leichter zu gestalten. Eine Schuldzuschreibung bezogen auf eine Person aufrecht zu erhalten, bedeutet gleichzeitig, eine negative Beziehung zu dieser Person aufrecht zu erhalten, selbst wenn diese nur noch im eigenen Kof existiert. Das kostet laufend Kraft, die wir eigentlich für Schöneres nutzen könnten. Jemandem zu verzeihen bedeutet, die Entscheidung zu treffen, sich mental aus dieser negativen Beziehung zu lösen. Dieses Lösen ist eng verbunden mit der oben beschriebenen Akzeptanz. Wir akzeptieren, dass sich jemand vielleicht falsch verhalten hat und wir uns dadurch verletzt gefühlt haben oder ähnliches. Dies gelingt, indem wir den Tatsachen "in die Augen schauen" und uns dann dafür entscheiden, dieser Begebenheit oder diesem Ergebnis "Lebenwohl!" zu sagen. Wir lassen es ziehen und schenken uns selbst damit die Freiheit, uns für eine Zukunft mit neuen, schöneren Erlebnissen zu öffnen. Zur Zukunftsplanung kann es auch gehören, sich auf etwas Wesentliches zu konzentrieren, das jetzt unser Leben bereichert und uns gut tut und gleichzeitig nichts mehr aufzuschieben, was für uns einen guten Sinn ergibt. Auch hier hilft es, eine klare Entscheidung zu treffen, jetzt mit einem ersten Schritt in die gewünschte Richtung zu beginnen und sich anschließend darüber zu freuen, diesen kleinen Schritt zum Erfolg gegangen zu sein.
Weitere hilfreiche Aspekte zur Entwicklung von Resilienz
- Augenhöhe: Eine Art der sachlichen Betrachtung von Tatsachen, aber auch ein Blick für Gleichwertigkeit unter uns Menschen
- Respekt im Sinne eines respektvollen Miteinanders und eines respektvollen Umgangs mit uns selbst sowie Wertschätzung im Sinne eines wohlwollenden Blicks auf uns selbst und unser Umfeld
- Empathie: Wahrnehmung ehrlicher eigener Gefühle und Mitgefühl für Mitmenschen
- Ehrliches Interesse an dem, was uns selbst bewegt und was unsere Mitmenschen bewegt
- Offenheit gegenüber Informationen von außen und innen. Das Gegenteil wären feste, unverrückbare Vorstellungen oder Erwartungen von uns selbst, unseren Mitmenschen sowie von Begebenheiten. Offenheit bewahrt uns also vor Enttäuschungen, weil wir uns ohne eine feste Vorstellung nicht versehentlich selbst täuschen.
- Geduld: Eine Art der Akzeptanz des Umstandes, dass alles seine individuelle Zeit braucht
- Selbst-Akzeptanz: Wenn wir uns selbst so annehmen können wie wir sind und überhaupt auch erst verstehen, wer und wie wir denn sind, dann finden wir Stabilität und Sicherheit in uns selbst. Diese Art von Selbst-Sicherheit macht uns nicht hochnäsig, sondern gelassen und flexibel. Sie ermöglicht es uns, in uns selbst zu ruhen, weil wir uns und unsere Fähigkeiten, Stärken, Schwächen, Bedürfnisse, unsere Gefühlswelt und unsere charakteristischen Eigenschaften kennen und sie im richtigen Moment sinnvoll einzusetzen wissen. Genau so entstehen Erfahrungen, zu denen wir stehen können, weil wir reflektiert handeln. Und sie sind es, an denen wir wachsen dürfen.
- Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit: Nicht nur Gutes vorhaben, sondern auch in die Handlung kommen und Effekte aus uns selbst heraus erzielen. Solche Erfahrungen erfüllen ein wichtiges menschliches Bedürfnis und geben uns neue Kraft.
- Warmherzigkeit & ein liebevoller Blick auf uns selbst, unser Umfeld und die Welt: Wir sind alle nicht perfekt, denn wir sind Menschen und das ist gut so! Nehmen wir's warmherzig an! Denn Liebe ist die stärkste Kraft, nicht nur in Partnerschaften, sondern auch der liebevolle Umgang im ganz normalen zwischenmenschlichen Miteinander. Und wenn Du jetzt vielleicht denkst, dass es davon manchmal zu wenig gibt, dann lass uns jetzt den ersten Schritt tun und warmherzig und mit Offenheit auf Menschen zugehen. Es wird sich lohnen!
- Nicht zuletzt kann uns auch ein regelmäßiger Kontakt mit der Natur innerlich stärken und wieder aufrichten! Näheres dazu findest Du auf den Seiten Waldbaden & Natur und Inspiration Natur!
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Herzlich willkommen!